Solarteur-Firma dockt in Zell an – Ein Artikel der NWZ in Göppingen

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Monteure sollen spätestens im April in einem Radius von 50 Kilometern Photovoltaik auf Dächern montieren. Handwerker kommen als Zuwanderer aus Osteuropa.

Die A8 ist eine Lebensader für den Kreis. Und so kommt eine Firma nach Zell unter Aichelberg, die schon an anderen Stellen der A 8 sitzt: In Leipheim bei Ulm, wo sie ihren Stammsitz hat, und in Augsburg. In Giengen/Brenz ist sie auch, und in Zell will sie eine vierte Niederlassung eröffnen. Von hier aus will sie Solaranlagen verkaufen und montieren, und dies nicht nur im Kreis Göppingen, sondern weit darüber hinaus. Bis Reutlingen, Stuttgart, Backnang, Langenau, in einem Radius von 50 Kilometern. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor.

Noch hämmert es und das schrille Quietschen einer Metallsäge dringt durch die 750 Quadratmeter große Halle im Industriegebiet Raubis. Der Um- und Ausbau läuft auf Hochtouren. Der neue Mieter, die Firma ESS Kempfle aus Leipheim an der Donau, will spätestens im April den neuen Standort offiziell eröffnen. Während die Handwerker Trockenbauwände einziehen, um Büros, Kantine, Ausstellung und eine 80 Quadratmeter große Wohnung für Monteure abzuteilen, sitzen Olaf Böhnwald und Uwe Munz bereits an ihren Schreibtischen. Standortleiter Böhnwald kümmert sich um die Beschilderung der Halle, Außendienstkollege Munz telefoniert mit Kunden.

Das Geschäft brummt.“ So sagt es die aus bayerisch Schwaben stammende Firma. Sie habe im vorigen Jahr mehr als 1500 „Pakete“ von Photovoltaik-Anlagen, Stromspeichern und Ladestationen fürs E-Auto verkauft. Die zurückliegenden Jahre wurde der Umsatz jeweils verdoppelt; dieses Jahr sollen es 50 Millionen Euro werden. Ihr Markt: „90 Prozent der Kunden sind Privatleute“, sagt Böhnwald.

Ziel sind 350 Anlagen im Jahr

190 Mitarbeiter hat die Firma. In Zell sollen bis zum Frühjahr 16 davon beschäftigt sein, bis Jahresende vier mehr. Mittelfristig sollen von hier aus jährlich 350 PV-Anlagen verkauft und montiert werden. Heißt auch: Das expansive Solarunternehmen sucht neue Mitarbeiter. Das dürften gerne auch Quereinsteiger sein. Wobei Kempfle selber Leute ausbildet. Überwiegend Handwerker aus Osteuropa. In einer eigenen Akademie in Leipheim würden sie zu Elektrohelfern und Solar-Installateuren qualifiziert. Praxis bekommen sie auf einem Übungsdach. Von Leipheim werden die Neuen in insgesamt zwölf Montageteams eingegliedert.

Eingewöhnen und Sprachkurs

In Zell wartet auf das Team eine Wohnung mit Gemeinschaftsküche und fünf Schlafplätzen. Dort können sie sich eingewöhnen und werden per Sprachkurs integriert, erläutert Böhnwald. Sie sind Wanderarbeiter, aber das soll nicht so bleiben. Ihre Familien können und sollen nachziehen, das ist ganz im Sinne der Firma Kempfle. Dann müssten die Monteure nur noch eigene Wohnungen finden. Das ist eine Zuwanderung, wie sie in der EU immer schon stattfindet, aber von der man wenig mitbekommt. „Idealerweise ziehen nach ein, zwei Jahren die Familien aus dem Ausland nach“, verdeutlicht Böhnwald. Bis es soweit ist, können die Männer, die überwiegend aus Kroatien, Ungarn, Rumänien und Polen stammen, in der Betriebswohnung leben. Die PV-Monteure und Elektriker werden täglich auf neuen Dächern unterwegs sein. Innerhalb eines Tages sind PV-Anlagen mit einer Leistung von zehn Kilowatt Peak auf einem typischen Einfamilienhaus montiert, sagt Böhnwald. Einen weiteren Tag benötigen die Elektriker, um Wechselrichter und Leitungen, Stromspeicher und Ladestationen zu installieren. Ein Team besteht aus sechs Kollegen: einem Elektriker, einem Elektrohelfer, vier Dachmonteuren. In Zell werden ab April zwei Teams unterwegs sein. „Ab Anfang 2024 kommt ein drittes und später ein viertes Team dazu“, sagt Böhnwald. Firmenchef Wolfgang Kempfle ist sogar auf dem Feld schwimmender Solarkraftwerke unterwegs. Er sondiert, so sagt es die Firma, in ganz Süddeutschland, welche Seen und Wasserflächen dafür infrage kommen.

 

 

 

 

 

 

 

 

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