Photovoltaik-Ratgeber Themen Stromspeicher PV-Speicher nachrüsten

PV-Speicher nachrüsten

Wann es sich lohnt, worauf Sie achten sollten und welche Voraussetzungen es gibt
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Lesezeit: ca. 13 Minuten

Sie überlegen, einen Stromspeicher nachzurüsten? Sehr gut! In diesem Ratgeber möchte ich, Wolfgang „Sonnenwolfi“ Kempfle, Ihre Fragen dazu beantworten. Wenn es danach noch Unklarheiten gibt, hinterlassen Sie gerne einen Kommentar – mein Team und ich stehen Ihnen jederzeit zur Seite.

Warum einen PV-Speicher nachrüsten?

Wer eine PV-Anlage baut, tut das nicht immer mit Speicher. Dabei lohnt sich der Eigenverbrauch immer mehr – denn mit der sinkenden Einspeisevergütung und den steigenden Stromkosten sind die Einsparungen beim Eigenverbrauch am höchsten. Ein Speicher hilft dabei, den Eigenverbrauch zu steigern. So kann der Strom auch an schönen Wintertagen, nachts und bei schlechtem Wetter genutzt werden. Viele Stromspeicher können auch für die Notstromversorgung genutzt werden. Das gibt ein zusätzliches Gefühl von Sicherheit.

Natürlich lässt sich der Eigenverbrauch auch ohne PV-Speicher erhöhen. Zum Beispiel mit einem Energiemanagementsystem oder indem der Solarstrom zum Beispiel für eine Wallbox oder eine Wärmepumpe genutzt wird.

Lohnt sich das Nachrüsten eines PV-Speichers?

Ob sich die Anschaffung eines Stromspeichers beziehungsweise das Nachrüsten lohnt, hängt von mehreren Faktoren ab: das Alter Ihrer PV-Anlage und der damit einhergehenden Höhe Ihrer Einspeisevergütung, Ihrem aktueller Eigenverbrauch, dem Jahresertrag Ihrer PV-Anlage und den aktuellen Kosten von Stromspeichern. Auch der Standort Ihres Speichers spielt eine Rolle, denn der Großteil der Speicherförderungen ist auf Landes- und Kommunenebene geregelt. Auf das Thema Förderungen gehen wir weiter unten noch einmal ein. Nun möchten wir erst einmal den Stromverbrauch mit und ohne Speicher vergleichen.

Für unseren Vergleich gehen wir davon aus, dass es sich um einen 4-Personen-Haushalt handelt, der im Jahr circa bei 7.000 kWh liegt. Wir würden hier eine PV-Anlage mit 10 kWp empfehlen. Angenommen wird zudem eine Einspeisevergütung von 8 Cent und ein Strompreis von 40 Cent (Strompreisbremse März 2023). Anhand dieser Angaben haben wir drei Szenarien durchgerechnet.

Szenario 1:
Ohne Speicher,
25 % Eigenverbrauch
Szenario 2:
Mit Speicher,
50 % Eigenverbrauch
Szenario 3:
Mit Speicher,
75 % Eigenverbrauch
Erzeugter Solarstrom10.000 kWh10.000 kWh10.000 kWh
Eigenverbrauch2.250 kWh5.000 kWh7.500 kWh
Eingespeister Solarstrom7.750 kWh5.000 kWh2.500 kWh
Einnahmen Einspeisevergütung+620 €+400 €+200 €
Bezogener Netzstrom4.750 kWh2.000 kWh-
Ausgaben Netzstrom-1.900 €-800 €-
Summe-1.280 €-400 €+200 €

Wie Sie sehen, lassen sich im Haushalt ohne Speicher und Energiemanagement durchschnittlich 25-30 Prozent des erzeugten Solarstroms verbrauchen. Durch einen Speicher lässt sich der Eigenverbrauch auf 50-75 Prozent steigern. Die Investition lohnt sich also, umso größer der Unterschied zwischen Einspeisevergütung und dem aktuellen Strompreis am Markt ist. Dazu kommt, dass sich die Anschaffungskosten des Speichers über wenige Jahre hinweg amortisieren sollten. Gegebenenfalls muss durch das Nachrüsten des Speichers auch der Zählerschrank erneuert werden. Auch das gilt es einzukalkulieren.

Ein besonderes Augenmerk sollten Sie auf die Zahlen richten, wenn Ihre PV-Anlage bereits älter ist. Wir haben das in den FAQ unten ausführlich erklärt – es kann sich auch hier lohnen, einen Speicher nachzurüsten. Aber das kommt auf die genauen Gegebenheiten an.

Photovoltaikanlage auf dem Dach

Voraussetzungen zum Nachrüsten eines PV-Speichers

Wer sich zusammen mit der eigenen PV-Anlage einen Speicher anschafft, erlebt kaum Einschränkungen – mit einer guten Planung klappt hier fast alles. Beim Nachrüsten ist das anders. Da die PV-Anlage schon da ist, müssen diverse technische Voraussetzungen erfüllt werden, um die Kompatibilität des Speichers zu gewährleisten. Außerdem gibt es gesetzliche Vorgaben, die Sie beachten müssen.

Ganz generell können Sie Ihren eigens erzeugten Solarstrom erst seit dem 01.01.2009 selbst nutzen. PV-Anlagen, die früher installiert wurden, müssen warten, bis die 20-jährige EEG-Förderung, die Einspeisevergütung, ausgelaufen ist, und können den Strom erst danach nutzen.

Bei PV-Anlagen, die zwischen dem 01.01.2009 und dem 31.03.2012 in Betrieb genommen wurden, können Sie zwischen einer Volleinspeisung und einer Teileinspeisung wählen.

Entscheiden Sie sich für die Teileinspeisung, erhalten Sie für den selbst genutzten Solarstrom Ihrer PV-Anlage eine separate EEG-Vergütung je kWh. Ja, das gilt zusätzlich zur „klassischen“ EEG-Förderung, also der Einspeisevergütung. Hier lohnt sich der Eigenverbrauch gleich doppelt, denn die gesparten Stromkosten kommen ja noch dazu.

PV-Anlagen, die zwischen dem 01.04.2012 und dem 31.12.2012 in Betrieb genommen wurden, erhalten keine Eigenverbrauchsvergütung. Hier wird der Eigenverbrauch nicht speziell gefördert, kann sich aber durch die Ersparnisse gegenüber zugekauftem Netzstrom dennoch lohnen. Beachten Sie allerdings, dass PV-Speicher für Anlagen, die vor dem 01.01.2013 gebaut wurden, meist von den Förderprogrammen ausgeschlossen sind.

Erst bei PV-Anlagen, die ab dem 01.01.2013 in Betrieb sind, werden die Installation eines Speichers generell und auch das Nachrüsten im Speziellen empfohlen. Bei älteren Anlagen gilt es genau nachzurechnen, ob sich die Investition rentiert.

Beschaffen Sie sich einen PV-Speicher, müssen Sie diesen, genau wie Ihre Anlage, ins Marktstammdatenregister eintragen. Diese Eintragung sollte spätestens einen Monat nach Inbetriebnahme erfolgen. Ansonsten laufen Sie Gefahr, mit einem Bußgeld abgestraft zu werden.

Wer einen Speicher kaufen möchte, muss entscheiden: Soll es ein DC-seitiger Speicher sein oder ein AC-seitiger Speicher? Wenn Sie eine PV-Anlage besitzen, sind Ihnen diese Abkürzungen ein Begriff: DC steht für „Direct Current“, also Gleichstrom. Dieser wird von der PV-Anlage hergestellt. Da im Haushaltsstromnetz allerdings Wechselstrom genutzt wird, gibt es die Wechselrichter, die aus Gleichstrom Wechselstrom machen. Die Abkürzung für Wechselstrom ist AC, kurz für „Alternating Current“.

Welche Unterschiede gibt es bei den Speicherarten? Unser Vergleich zeigt es.

DC-seitige Speicher

DC-seitige Speicher werden direkt hinter den PV-Modulen angeschlossen. Der Strom wird erst zur Nutzung umgewandelt. Das führt dazu, dass beim Nachrüsten der Wechselrichter getauscht oder ergänzt werden muss. Denn der an der PV-Anlage installierte Wechselrichter ist ein PV-Wechselrichter, der nicht mit PV-Speichern kompatibel ist. Der PV-Wechselrichter wird deshalb gegen einen Hybrid-Wechselrichter getauscht oder um einen Speicher-Wechselrichter ergänzt.

Grafik zur Darstellung eines DC-seitig angeschlossenen Speichers

Vorteile

Hoher Wirkungsgrad

Der Strom wird nur einmal umgewandelt, wenn er genutzt wird. Umwandlungsverluste bleiben gering und ein Wirkungsgrad von bis zu 95 Prozent wird erreicht.

Notstrom-fähig

Ein DC-seitiges Speichersystem ist zudem Notstrom-fähig, wenn der Wechselrichter das unterstützt. Meist handelt es sich dabei um eine zubuchbare Option.

Nachteile

Hohe Anschaffungskosten

Ein Nachteil sind natürlich die Kosten für Anschaffung und Austausch eines Hybrid-Wechselrichters, wenn Sie aktuell noch keinen haben.

Ggf. genaue Anpassung

Wenn Ihr DC-seitiger Speicher einen integrierten Wechselrichter besitzt, muss er exakt auf Ihre PV-Anlage angepasst werden.

AC-seitige Speicher

AC-seitige Speicher werden zwischen dem Wechselrichter und dem Zählerschrank angeschlossen.

Grafik zur Darstellung eines AC-seitig angeschlossenen Speichers

Vorteile

Niedrige Kosten

Bei AC-seitigen Speicher sind die niedrigen Kosten der große Vorteil. Für die Umwandlung des Stroms zum Speicher und später zur Nutzung wird zwar ein Wechselrichter benötigt. Dieser Speicherwechselrichter ist meist direkt im AC-Speicher integriert. Nicht wundern: In der Grafik haben wir die Geräte getrennt dargestellt, um den Unterschied zum DC-seitigen Speicher deutlich zu machen.

Bei einem AC-seitigen Speicher läuft Ihre PV-Anlage weiterhin mit dem PV-Wechselrichter, den Sie bereits haben. Dieses System verfügt in der Regel also über zwei Wechselrichter, einen separaten und einen integrierten.

Nachteile

Hohe Umwandlungsverluste

Ein Nachteil ist, dass der Wechselstrom AC in Gleichstrom DC gewandelt werden muss, um gespeichert werden zu können. Zur Nutzung wird er dann wieder in Wechselstrom umgewandelt. Dadurch entstehen Umwandlungsverluste, denn bei jeder Umwandlung gehen circa zwei Prozent verloren.

Hybrid-Wechselrichter für Flexibilität

Bei Hybrid-Wechselrichtern lässt sich ein Speicher technisch an beiden Seiten anbringen. Das sorgt für eine große Flexibilität. Es gibt aber auch DC-Speicher, in die bereits ein Hybrid-Wechselrichter integriert ist, zum Beispiel den E3/DC.

Die optimale Speichergröße

Die Größe Ihres zukünftigen PV-Speichers will gut gewählt sein: Ist er zu klein, verschenken Sie wertvolles Sparpotenzial. Ist er zu groß, zahlen Sie für Speicherkapazität, die Sie nicht brauchen.

Die Ausgangslage zur Ermittlung der Speicherkapazität sollte immer die Größe Ihrer PV-Anlage sein: Kalkulieren Sie pro kWp Ihrer Anlage grob eine kWh Speicherkapazität ein. Überlegen Sie sich zudem, wie viel Strom Sie im Alltag verbrauchen und was davon direkt verbraucht werden kann, um zum Beispiel das E-Auto zu betanken oder die Wärmepumpe anzutreiben.

Sie können es sich auch einfach machen und am Zähler den Nachtverbrauch über zwölf Stunden ablesen. Richten Sie den Speicher daran aus, sind Sie gut gerüstet.

Rechnen Sie mehrere Varianten durch, um ein Gefühl zu bekommen. Das Gleiche gilt für die Kosten. Zu beiden Themen erfahren Sie in unserem Ratgeber zum Thema Stromspeicher mehr.

Kosten beim Nachrüsten von PV-Speichern

Der Preis eines PV-Speichers hängt von einigen Faktoren ab, unter anderem der Speichergröße und der Art des Speichers. Kleinere Speicher kosten pro kWh circa 1.500 bis 1.700 Euro, größere Speicher liegen in der Regel unter 1.500 Euro (Stand: Februar 2023).

Es kommt aber auch darauf an, ob der Speicher über Zusatzfunktionen wie die Notstromversorgung verfügt und welche Sonderdienstleistungen im Vertrag enthalten sind.

Ein Preisunterschied besteht außerdem zwischen Blei- und Lithiumspeichern. Bleispeicher sind günstiger, robust und effizient – aber auch schwer. Außerdem halten sie oft nicht lange. Deutlich leichter sind Lithium-Speicher, die zudem doppelt so lange halten wie Bleibatterien. Deshalb werden Bleispeicher für den Privatgebrauch heutzutage nicht mehr angeboten.

Mehr zu den Kosten beim Nachrüsten eines Stromspeichers erfahren Sie im Ratgeber “Stromspeicher”.

Ratgeber: Stromspeicher für PV-Anlagen

Sie sind auf der Suche nach einem passenden Stromspeicher oder haben Fragen rund um dieses Thema? Wir beantworten sie.

Förderung von PV-Speichern

Neben der Förderungen für PV-Anlagen gibt es natürlich auch großzügige Förderprogramme für PV-Speicher. Das bekannteste ist der KfW-Kredit KfW 270. Mit diesem ist ein Speicher vollständig finanzierbar, unabhängig davon, ob er beim Kauf der Anlage direkt dazu kommt oder nachgerüstet wird.

Daneben gibt es auch über Bundesländer und Kommunen viele Speicherförderprogramme. Die Fördersummen sind hier allerdings schnell ausgeschöpft, weshalb sich eine frühe Recherche lohnt. Beachten Sie dabei auch die regionalen Unterschiede – vielleicht gibt es bei Ihnen ein Förderprogramm, das Ihren Freunden in der nächsten Stadt leider nicht zur Verfügung steht. In anderen Fällen sind Stromspeicher nur förderfähig, wenn sie zusammen mit der PV-Anlage gekauft werden.

Wir raten deshalb: Genau hingucken! Ein guter Ausgangspunkt ist unser Ratgeber zum Thema PV-Förderungen.

Ratgeber: Förderungen für PV-Anlagen

Sie möchten einen Stromspeicher nachrüsten und sich zu Förderungen informieren? Unser Ratgeber zum PV-Bereich deckt auch dieses Thema ab.

Übrigens: Bei der Steuerbefreiung für PV-Anlagen 2023 sind Speicher auch inbegriffen, wenn sie nachgerüstet werden. Beim Kauf eines Speichers sparen Sie seit 01.01.2023 also auf jeden Fall. Mehr dazu, wie der Speicher in der Steuer berücksichtigt werden muss, erfahren Sie in unserem Ratgeber “Steuer bei PV-Anlagen”.

Ratgeber: Steuern bei PV-Anlagen

Welche Steuern fallen für PV-Anlagen an? Was gilt für Stromspeicher? Was hat sich zu 2023 geändert? Hier erfahren Sie es.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Nachrüsten von PV-Speichern

Das ist eine Frage, die sich nicht pauschal beantworten lässt. Oft sind alte PV-Anlagen klein, weil die Materialien damals teurer waren. Ein Speicher lohnt sich dann nicht, da nicht genug Strom erzeugt wird. Es kann in diesem Fall sinnvoll sein, die Anlage zu erweitern, um durch einen Speicher den Stromverbrauch zu erhöhen. Vor allem, wenn die EEG-Förderung ausgelaufen ist, Sie also keine Einspeisevergütung mehr erhalten.

Beachten Sie dabei: Die Erweiterung Ihrer PV-Anlage oder der Neubau führen zu einer Neubewertung. Sie bekommen die alte Einspeisevergütung nur für den alten Teil der Anlage. Neue, zusätzliche oder ausgetauschte Module werden mit dem neuen Satz bewertet, der deutlich niedriger ist. Aus diesem Grund erweitern viele Anlagenbesitzer ihre Anlage erst nach Ablauf der EEG-Vergütungsdauer von 20 Jahren.

Wenn Sie darüber nachdenken, lassen Sie die Module unbedingt zuvor auf Tauglichkeit überprüfen. Bei einer prognostizierten Anlagenlaufzeit von circa 30 Jahren und nachlassender Leistungsfähigkeit der Module lohnt sich auch das Nachrüsten nicht immer.

Prinzipiell ja, es kommt aber auf den Speicher an – nicht jeder Speicher eignet sich für jede PV-Anlage. Zudem darf der selbst erzeugte Solarstrom erst bei PV-Anlagen, die ab dem 01.01.2009 in Betrieb genommen wurden, selbst genutzt werden. Wurde Ihre PV-Anlage zuvor in Betrieb genommen, sollten Sie warten, bis die EEG-Förderung nach 20 Jahren abläuft. Ansonsten lohnt sich ein Speicher nicht.

Eine große Rolle für die Frage, ob sich ein Speicher lohnt, spielt auch die Speichergröße, die Art des Speichers und Ihr Verbrauch. Oben im Text gehen wir darauf ausführlich ein.

Ja, Sie können Ihren Eigenverbrauch zum Beispiel auch mit einem Energiemanagementsystem erhöhen. Dieses verteilt die erzeugte Solarenergie optimal auf die Geräte im Haus, sodass nichts verloren geht. Das lohnt sich besonders, wenn Sie große Verbraucher haben, wie eine Wallbox, ein Smart-Home-System oder eine Wärmepumpe.

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