Leipheimer Firma für Solartechnik gründet Akademie – Ein Artikel der Günzburger Zeitung

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ESS Kempfle zieht am Ende des Jahres Bilanz. Das Unternehmen verzeichnet nicht nur ein Rekordjahr, sondern geht auch neue Wege.

Der schwäbische Solarteur beendet das Jahr 2022 mit einem Rekordumsatz von 30 Millionen Euro. Für das kommende Geschäftsjahr stehen zudem Aufträge von rund zehn Millionen Euro in den Büchern, heißt es aus der Unternehmenszentrale in Leipheim.

Gleichzeitig beschäftigt das Leipheimer Familienunternehmen 60 Menschen mehr als im Vorjahr. Da lag der Umsatz bei 19,5 Millionen Euro und 120 von inzwischen 180 Mitarbeitenden wurden beschäftigt.
Um dieses Wachstum zu stemmen, braucht es allerdings Fachkräfte. Doch die sind rar. Deshalb beschloss die Firma Kempfle, 2023 eine Akademie zu eröffnen, die zertifizierte Dachmonteure ausbildet. Diese können sich mit der Qualifizierung selbstständig machen und als Dienstleister für Kempfle arbeiten.

Hintergrund: Viele Monteure gewinnt das Unternehmen derzeit in Balkanstaaten. Doch fehle den künftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Subunternehmern das solarspezifische Know-how.
Dieses vermittelt Kempfle in einer achtwöchigen Fortbildung, die nicht nur für firmeneigene Mitarbeiter offen sein soll.

Aktiv ist ESS Kempfle im Radius von 50 Kilometer rund um Leipheim und Augsburg. Das soll sich 2023 ändern, denn mit dem Zukauf der Elektrosparte eines Unternehmens aus Giengen an der Brenz (Landkreis Heidenheim) und der Eröffnung eines weiteren Standorts im baden-württembergischen Zell unter Aichelberg (Landkreis Göppingen), strebt Kempfle weiteres Wachstum entlang der Autobahn A8 an.

So sieht der Plan vor, bis Ende 2023 rund 45 Mio. Euro Jahresumsatz zu erwirtschaften, 50 weitere Menschen einzustellen und etwa 1800 PV-Anlagen zu installieren. Bei der Haustechnik sollen bis zu 20 Gebäude ausgestattet werden. Hier kommen neben PV-Anlagen, Speicherlösungen und Ladestationen für E-Autos, Sanitär- und Elektro-Installationen sowie Infrarotheizung im Neubau hinzu.
In Waren ausgedrückt hat Kempfle im zurückliegenden Jahr 1150 Photovoltaik-Anlagen montiert (Vorjahr 800). Zum Kerngeschäft des Solarteurs hinzu kommt der Bereich Haustechnik. Zwölf Neubauten hat das Unternehmen im Jahr 2022 in diesem Segment realisiert.

Kempfle erzielt seinen Umsatz zu 90 Prozent mit Privatkunden. Gleichwohl weitet das Unternehmen sein Geschäft auf Gewerbe und kommunale Käufer aus.
Mit einem Umfang von einer Million Euro erzielte Kempfle 2022 den größten Auftrag der Firmengeschichte mit einem Immobilienbesitzer, der sechs Gewerbehallen mit PV-Anlagen ausstattete. Künftig will der Solarteur jährlich um 600 PV-Anlagen wachsen, was in etwa 15 Millionen Euro Umsatz entspricht. Das dafür nötige Wachstumskapital von rund vier Millionen Euro wird zum Teil noch fremdfinanziert. Daher schmilzt die Eigenkapitalquote der Firmengruppe bis 2025 von aktuell 40 auf dann 25 Prozent. „In drei Jahren wachsen wir aus eigener Kraft“, prognostiziert Wolfgang Kempfle, der die aktuellen Marktchancen der Energiewende nutzen will.

Diese bieten sich öfter und häufiger auch im kommunalen Feld. Dort vermietet Energie Service Schwaben (ESS) Kempfle PV-Anlagen. So wie etwa in Thannhausen, wo aktuell acht Mehrfamilienhäuser der städtischen Wohnbaugesellschaft mit Sonnenkraftwerken ausgestattet werden.
Über diese Mietmodelle bleibt Kempfle Eigentümer der PV-Anlagen und verkauft den erzeugten Strom zu Preisen von unter 30 Cent pro Kilowattstunde – also zehn Cent günstiger als die staatlich avisierte Strompreisbremse – an Mieter. Über weitere Strandorte dieser Art schraubt Kempfle bis in fünf Jahren ein virtuelles Fünf-Gigawatt-Kraftwerk zusammen, das sich über ganz Süddeutschland erstreckt. Die Investition dafür liegt bei 50 Millionen Euro. (AZ)

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